Kissen für Trost und gegen Schmerzen – das ist der Hintergrund der Herzkissen-Aktion. Und mit über tausend Kissen haben die Verantwortlichen allen Grund, stolz zu sein. Wenn da nicht der ernste Hintergrund wäre.
Es ist eine Zahl, die die zehn Saerbecker Frauen gleichzeitig stolz und nachdenklich macht. Stolz, weil sie in den vergangenen sieben Jahren über 1000 Herzkissen genäht haben. Nachdenklich, weil ihnen eines klar ist: Jedes Herz bekommt ein erkrankter Mensch. In der Regel Brustkrebspatientinnen.
Alle zwei Wochen trifft sich die Gruppe im Mehrgenerationenhaus zum Nähen. Und das läuft inzwischen fast wie in einer Fabrik, verrät Projektleiterin Brigitte Wolff Vorndiek. Nähen, Stopfen, Bügeln – jede hat so ihre Aufgabe. Im Grunde auch Harald Schütz und Martin Wenners von der Organisation „Provinzialer Helfen“, die an diesem Abend zu Gast sind. Denn sie unterstützen den Kauf von Stoff und Wolle mit einer Spende.
Die Herzkissen bekommen Patientinnen und Patienten im Krankenhaus Greven, im Franziskus-Hospital in Münster, aber auch im Emsdettener Hospiz. Dort helfen sie bei der Lagerung der Patientinnen und Patienten. Bei Brustkrebs gilt das Prinzip: Während eine Patientin – oder ein Patient – im OP ist, wird das Herzkissen auf ihr Bett gelegt.
„Die Betroffenen können sich das Kissen unter den Arm klemmen“, sagt Wolff-Vorndiek und demonstriert, wie das geht. Häufig würden an dieser Stelle auch die Lymphknoten entfernt. Das Kissen, so hätten einige Patientinnen und Patienten berichtet, würde die Stelle entlasten und Schmerzen lindern. Zudem spende das Kissen Trost, das wissen die Frauen aus einer Vielzahl an Nachrichten. „Danke für die Zuversicht“, heißt es darin. Oder: „Das Kissen hat nicht nur meinem Körper gutgetan, sondern meiner Seele.“
Die Frauen aus Saerbeck haben Glück, geben sie zu bedenken, sie sind fit und können nähen, weil sie selbst nicht betroffen sind. Und das machen sie bis spätabends – oft werden die Nähmaschinen erst um halb zehn ausgeschaltet. „Und ich habe noch nie erlebt, dass hier jemand ohne Motivation auftaucht“, sagt Wolff-Vorndiek.
Was an Stoffresten übrig bleibt, wird übrigens nicht weggeworfen. Aus denen nähen die Frauen kleinere Herzen – für die Kinder der Patienten. Wolff-Vorndiek: „Das baut eine Verbindung auf, wenn Mutter und Kind das gleiche Kissen haben, während die Mutter im Krankenhaus ist.“
Dass das gleiche Team über sechs Jahre bestehen bleibt und regelmäßig zusammenkommt, das sei nicht selbstverständlich. Da sind sich die Frauen einig. Ein Grund weiterzumachen, für die Geselligkeit im Team und die Erkrankten, die sich hinter jedem Herz „verbergen“.
Und dann gibt es ja noch die kleinen ganz besonderen Erfolgsmomente. „Neulich habe ich im Fernsehen einen Bericht über eine Patientin gesehen“, sagt eine der Frauen. „Und da gab der Vater seinem Kind ein Herzkissen. Ich habe direkt erkannt, das war eins von unseren.“

Quelle: Münstersche Zeitung