Hauptsache Verständigung

Zwei Wochen nach Bezug der Flüchtlingsunterkunft an der Lützow-Kaserne steht fest: Wo viele Flüchtlinge sind, sind auch viele Helfer nötig. Am 2. Februar findet deshalb ein Helfertreffen in Handorf statt. Es gibt viel zu tun . . .

Seit gut zwei Wochen leben fast neue 200 Flüchtlinge in der Lützow-Kaserne. Die Verständigung ist das derzeit größte Problem unter den Angehörigen verschiedener Nationen. Die Neuankömmlinge stammen aus Syrien, dem Irak, Eritrea, Afghanistan und anderen Ländern. Es handelt sich ausschließlich um Familien.

Am einfachsten ist es noch für die Kinder. Mahir (11) und seine Schwester Hatice (10) beispielsweise lernen jetzt Deutsch in der Schule. Das geht erfahrungsgemäß so schnell, dass die Kinder schon bald für ihre Eltern übersetzen und ihnen helfen, sich in der deutschen Sprache zurechtzufinden. Hatice hat schon die Begrüßungsformeln auf Deutsch gelernt.

Einen echten Sprachvorteil hat auch der Mann vom Security-Dienst: Emrah Anik (29), der mit seinem Kollegen Kurtulus Kaya (43) jeden Tag aus Dortmund angereist kommt, um an der Lützow-Kaserne nach dem Rechten zu sehen. Emrah Anik spricht Kurdisch, Arabisch, Türkisch und Deutsch – er ist einer der wenigen, die sich in dieser vielsprachigen Umgebung problemlos verständigen können. „Wir haben keine Probleme hier“, sagt er und lächelt.

Die Organisation von Sprachkursen ist ein vordringliches Problem. Der Verein „Provinzialer in Westfalen-Lippe helfen e.V.“, vertreten durch Dr. Katrin Peitz und Stefan Gottkehaskamp, übergaben nun im Flüchtlingsheim eine Spende von 2500 Euro an Hans-Dieter Sauer von der Flüchtlingshilfe Münster-Ost. Bezirksbürgermeisterin Martina Klimek bedankte sich bei den Spendern und zeigte zwei Ratgeber im Taschenformat, die den Flüchtlingsfamilien helfen sollen, im deutschen Alltag Fuß zu fassen. „Wie heißt das auf Deutsch?“ und „Leben in Deutschland“ heißen die Hefte, in denen anhand von Zeichnungen die deutschen Bezeichnungen und die deutschen Regeln für das Zusammenleben vermittelt werden. So rät das Buch „intensive, laute Gespräche nicht im Bus oder Zug zu führen“ und auch keine lauten Telefongespräche. Und wer niest, möge ein Taschentuch benutzen . . .

Nachdem die Ankunft geschafft wurde, will die Flüchtlingshilfe neue ehrenamtliche Helfer finden und die Arbeit vor Ort strukturieren. Am 2. Februar um 18 Uhr gibt es deshalb eine Informationsveranstaltung im Gemeindehaus an der evangelischen Zionskirche am Kirschgarten. „Bewährte Kräfte sind ebenso willkommen wie neue freiwillige Helfer“, unterstreicht Babette Lichtenstein van Lengerich von der Flüchtlingshilfe.

Ziel des Abends sei es, Helferkreise für Themen wie Sprachkurse, Kinderbetreuung, Freizeitgestaltung, Behördenbegleitung und anderes zu bilden. Sachspendenbeschaffung und die Einrichtung eines Raumes für Kinder werden ebenfalls angesprochen.

Ein erstes Problem allerdings kann nicht bis zum 2. Februar warten: Unter den Neuankömmlingen sind viele kleine Kinder. Deshalb werden mindestens zehn gute Kinderwagen gesucht – für Babys, aber auch für größere Kinder. Wer einen Wagen entbehren kann, melde sich bei Hausmeister Winfried Merschieve (E-Mail: w.merschieve@diakonie-muenster.de), um eine Übergabe zu vereinbaren.

Der Verein „Provinzialer in Westfalen-Lippe helfen e.V.“ übergab der Flüchtlingshilfe Münster-Ost eine Spende von 2500 Euro (v.l.): Hans-Dieter Sauer, Bezirksbürgermeisterin Martina Klimek, Hatice und Mahir, Stefan Gottkehaskamp, Dr. Katrin Peitz und Diakonie-Sozialarbeiter John Uzuh.
Der Verein „Provinzialer in Westfalen-Lippe helfen e.V.“ übergab der Flüchtlingshilfe Münster-Ost eine Spende von 2500 Euro (v.l.): Hans-Dieter Sauer, Bezirksbürgermeisterin Martina Klimek, Hatice und Mahir, Stefan Gottkehaskamp, Dr. Katrin Peitz und Diakonie-Sozialarbeiter John Uzuh.